Hotel Kaiserhof
Kaiser Wilhelm I (1861-1888) eröffnete das Hotel "Der Kaiserhof" am 1. Oktober 1875. Schon nach 10 Tagen brannte das Hotel ab, wurde aber umgehend wieder aufgebaut und im Mai 1876 wieder der Öffentlichkeit übergeben. Der jahrelange Aufschwung des damals feinsten und modernsten Hotels der Stadt begann.
Es war das einzige Hotel dessen Zimmer elektrisches Licht und sogar Telefon vorweisen konnten und das über eine Dampfheizung und pneumatische Lifte verfügte. Die Zimmer hatten eigene Bäder und in der Küche werkelten französische Köche an gerade erst erfundenen Gasherden. Das 260-Betten-Haus bot ein besseres Interieur als es selbst des Kaisers Stadtschloss vorweisen konnte, wie Wilhelm I neidisch bemerkte.
Schnell nahmen die höhere Gesellschaft, der Adel und die Regierung das Hotel an. Bereits 1878 empfing Otto von Bismarck hier die Staatschefs der europäischen Großmächte. Als Gäste verzeichnete der Kaiserhof in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche klangvolle Namen aus Kunst, Kultur, Politik und Wissenschaft. Einer der prominentesten Gäste fiel am Anfang noch gar nicht auf: 1930 bezog Adolf Hitler ein Zimmer, ihm folgte kurz darauf Joseph Goebbels, der wenige Jahre später sein Propaganda-Ministerium einrichten sollte. Bis zur Machtübernahme Anfang 1933 wurde das oberste Stockwerk nach und nach zur Parteizentrale der NSDAP ausgebaut.
Die große Zeit des Kaiserhofs lag eindeutig in den ersten drei Jahrzehnten. Bis 1907 am Pariser Platz das Adlon eröffnete, war das Hotel am Wilhelmplatz das luxuriöseste in der ganzen Stadt. Doch dann begann sein langsamer Abstieg, der sich mit dem Zusammenbruch des Kaiserreichs 1918 verstärkte und im Zweiten Weltkrieg endete. 1943 wurde das Hotel völlig zerstört. Anders als beim großen Konkurrenten Adlon blieb vom Kaiserhof nichts übrig außer Ruinen und der Erinnerung an eine sehr ferne glanzvolle Vergangenheit. Heute steht auf dem Gelände das Gebäude der nordkoreanischen Botschaft.